Ein Herz für Zivis

Lesedauer

7 Minuten

Thema

Projekte

Dieser Titel wird polarisieren, das ist mir bewusst. Doch möchte ich mit diesem Beitrag alles andere als eine politische Diskussion lostreten. Ob der Zivildienst ein sinnvolles Konstrukt ist, ob der Zugang zu einfach ist, ob Zivildienstleistende die Privatwirtschaft zu stark konkurrenzieren – die Antworten auf all diese Fragen überlasse ich euch. Doch in einem sind wir uns hoffentlich alle einig: Kein Zivi soll sich aus Versehen bei der Arbeit seinen Fuss abschneiden, kein Zivi soll sich, weil er die Pflanze nicht kennt, am Riesenbärenklau Verbrennungen holen und kein Zivi soll den Raupendumper mit dem falschen Treibstoff befüllen und so den Motor zerstören.

Und schon stecken wir mittendrin in einem unserer letzten Projekte, das wir realisieren durften: Sicherhheitsschulungen für Zivildienstleistende beim Verein Naturwerk.

Naturwerk – Verein für Mensch, Natur und Arbeit

Der Verein Naturwerk übernimmt gemeinnützige Aufgaben im Bereich Umwelt-, Natur- und Artenschutz, die von öffentlichem Interesse sind. Dazu gehören u. a. die Förderung von Massnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität), die Vernetzung von ökologisch wertvollen Lebensräumen, Renaturierungen von Fliessgewässern sowie die Landschaftspflege von diversen Ökosystemen.

Nebst dem Team um Geschäftsführer Albert von Felten finden immer wieder auch Zivildienstleistende den Weg nach Windisch und helfen bei den vielfältigen und interessanten Projekten tatkräftig mit. Da bei den meisten Arbeiten im Feld Maschinen zum Einsatz kommen, besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Um diesem systematisch entgegenzuwirken und die Unfallgefahr zu minimieren, setzt der Verein Naturwerk seit 2019 bei der Einführung neuer Zivis auf ein Blended Learning Konzept – den E-Learning Teil, ihr ahnt es, durften wir dabei umsetzen. Und der sieht etwa so aus:

Zusammengefasst aus der Sicht eines Zivis sieht der E-Learning Teil also in etwa so aus:

  1. Als Zivi erhalte ich im Aufgebot zu meinem Einsatz beim Verein Naturwerk eine Mail mit Infos zum Einsatz, dem Link zur Lernplattform des Vereins Naturwerk sowie dem Passwort, das ich benötige, um mich auf der Plattform zu registrieren.
  2. Nach der Registrierung logge ich mich ein und gelange mit Klick auf den entsprechenden Kursraum zur Einführungsschulung.
  3. Im Kursraum finde ich zu den insgesamt sieben Themen je ein Lernmodul und einen Test.
  4. Immer, wenn ich Lernmodul und Test zu einem Thema erfolgreich abgeschlossen und bestanden habe, wird ein Zertifikat generiert, das ich ausdrucke, unterschreibe und bei meinem ersten Einsatztag der Einsatzleiterin bzw. dem Einsatzleiter abgebe.

Wie das aussieht, erfahrt ihr hier.

E-Learning als sinnvolle Ergänzung

Viele mögen zu diesem Zeitpunkt monieren, dass eine Online-Schulung zu einer Maschine alleine nicht befähigt, diese auch sicher zu bedienen. Stimmt, sehe ich genau so! Wer mit einem Balkenmäher arbeitet, muss auch zwingend direkt am Gerät geschult werden. Doch gibt es einige triftige Gründe, warum es Sinn macht, die Einführung gezielt mit E-Learning anzureichern:

Effizienz: Zu einer sicheren Handhabung einer Maschine gehören nebst den konkreten Handgriffen auch viele theoretische Sicherheitsanweisungen wie Sicherheitsabstände, die korrekte Schutzausrüstung, der korrekte Treibstoff und so weiter. Um diese Grundlagen zu vermitteln, braucht es nicht die wertvolle Zeit einer Einsatzleiterin oder eines Einsatzleiters im Betrieb – diese können getrost ausgelagert werden und während den praktischen Schulungen kann man sich aufs Wesentliche konzentrieren. Gerade bei einem Betrieb, der wie der Verein Naturwerk eine hohe Fluktuation hat, kann so sehr viel Zeit gespart werden.

Schulungsnachweis: Da die Zivis zu jedem Thema einen Test bestehen und anschliessend ein Zertifikat unterschreiben müssen, auf dem steht, dass sie die Inhalte verstanden und sich entsprechend der Sicherheitsregeln verhalten werden, erhält der Verein Naturwerk einen validen Schulungsnachweis. Dieser kann dann wertvoll werden, wenn eine Versicherungsgesellschaft in einem Schadensfall den Arbeitgeber anprangert und beanstandet, er habe seine Schulungspflicht nicht wahrgenommen.

Skalierbarkeit: Einmal produziert können sämtliche Elemente der Online-Schulung (Lernplattform (LMS), Lernmodule (WBTs), Lernkontrollen, Zertifikate) einer beliebigen Anzahl Zivis zur Verfügung gestellt werden. Die laufenden Kosten halten sich sehr in Grenzen und bestehen in diesem konkreten Fall lediglich aus den jährlich anfallenden Hostinggebühren für die Lernplattform.

Zeitgeist: Der Begriff “Digitalisierung” ist in aller Munde und durchdringt sämtliche Bereiche des Lebens. Sich dem Zeitgeist der Mediennutzung in der Aus- und Weiterbildung vehement entgegenzustellen, wäre schade. Warum sich also selber nicht auch als fortschrittlichen Arbeitgeber mit modernen Lehr- und Lernmethoden von anderen abheben? Eben.

Systematik: In Spitzenzeiten starten beim Verein Naturwerk wöchentlich Zivildienstleistende. Und genau so oft müssen also die Schulungen durchgeführt werden. Dass bei dieser grossen Anzahl durchzuführenden Schulungen mal ein Sicherheitsaspekt vergessen gehen kann, ist menschlich. Mit den Lernmodulen schafft man einen systematischen Rahmen, der die allerwichtigsten Sicherheitsregeln abdeckt und bei dem wichtige Informationen nicht im Eifer des Gefechts untergehen können.

The sky is the limit

Da ich ein Mensch bin und aufgrund der Peitsche, die ich in meinem Nacken spüre, weil bald Blog-Redaktionsschluss ist, habe ich mit Sicherheit noch viele weitere Mehrwerte vergessen, die E-Learning in dem beschriebenen und mit ihm vielen anderen Schulungsszenarien bietet. Trotzdem hoffe ich, euch mit diesem Beitrag ein klassisches E-Learning Szenario näher gebracht und euch zum Nachdenken angeregt zu haben. Nachdenken über einen Schulungsbedarf in eurem Umfeld, der sinnvoll mit E-Learning ergänzt oder gar durch E-Learning ersetzt werden könnte.

Und wenn ihr fündig geworden seid, dann ruft mich doch an. Ich bin immer gerne für euch da. Immer.

Herzlich,

Simon

ps. Ja, auch ich habe Zivildienst geleistet und bin froh, dass alle meine Finger noch dran sind.

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Ein Herz für Zivis

Autor: Simon

Lesedauer: 7 Minuten

Thema: Projekte

Dieser Titel wird polarisieren, das ist mir bewusst. Doch möchte ich mit diesem Beitrag alles andere als eine politische Diskussion lostreten. Ob der Zivildienst ein sinnvolles Konstrukt ist, ob der Zugang zu einfach ist, ob Zivildienstleistende die Privatwirtschaft zu stark konkurrenzieren – die Antworten auf all diese Fragen überlasse ich euch. Doch in einem sind wir uns hoffentlich alle einig: Kein Zivi soll sich aus Versehen bei der Arbeit seinen Fuss abschneiden, kein Zivi soll sich, weil er die Pflanze nicht kennt, am Riesenbärenklau Verbrennungen holen und kein Zivi soll den Raupendumper mit dem falschen Treibstoff befüllen und so den Motor zerstören.
Und schon stecken wir mittendrin in einem unserer letzten Projekte, das wir realisieren durften: Sicherhheitsschulungen für Zivildienstleistende beim Verein Naturwerk.

Naturwerk – Verein für Mensch, Natur und Arbeit

Der Verein Naturwerk übernimmt gemeinnützige Aufgaben im Bereich Umwelt-, Natur- und Artenschutz, die von öffentlichem Interesse sind. Dazu gehören u. a. die Förderung von Massnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität), die Vernetzung von ökologisch wertvollen Lebensräumen, Renaturierungen von Fliessgewässern sowie die Landschaftspflege von diversen Ökosystemen.
Nebst dem Team um Geschäftsführer Albert von Felten finden immer wieder auch Zivildienstleistende den Weg nach Windisch und helfen bei den vielfältigen und interessanten Projekten tatkräftig mit. Da bei den meisten Arbeiten im Feld Maschinen zum Einsatz kommen, besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Um diesem systematisch entgegenzuwirken und die Unfallgefahr zu minimieren, setzt der Verein Naturwerk seit 2019 bei der Einführung neuer Zivis auf ein Blended Learning Konzept – den E-Learning Teil, ihr ahnt es, durften wir dabei umsetzen. Und der sieht etwa so aus:
Lernplattform (LMS)
Damit man den Zivis die Online-Schulungen zu den verschiedenen Themen an einem zentralen Ort im Internet verfügbar machen, mit ihnen in Kontakt treten und ihren Lernfortschritt messen kann, haben wir eine Lernplattform implementiert. Diese basiert auf Moodle und entspricht somit dem State of The Art was Learning Management Systems (LMS) betrifft. Mit einigen das Design betreffenden Anpassungen haben wir die Plattform so gestaltet, dass sie von allem unnötigen “Ballast” befreit und somit sehr benutzerfreundlich ist – sowohl für die Zivis (Lernende) als auch für die Lernbeauftragen des Vereins Naturwerk (Trainer).
Lernmodule (WBT)
In einem Kursraum auf dieser Lernplattform bilden sieben interaktive Lernmodule zu den Themen “Arbeiten beim Naturwerk”, “Problempflanzen”, “Freischneidgerät”, “Motormäher”, “Raupendumper”, “Motorsäge” und “Baumstrumpffräse” das Herzstück der Online-Schulung. Mit Texten, vielen Bildern, kurzen Video-Sequenzen und vielen interaktiven Elementen werden die Zivis so in die vorwieglich sicherheitsrelevanten Themen eingeführt. Aufgrund der grösstenteils jungen Zielgruppe haben wir die Lernmodule mit der Autorensoftware “Articulate rise” umgesetzt und so auch für mobile Endgeräte optimiert.
Lernkontrollen
Nach jedem Lernmodul muss der Zivi eine Lernkontrolle absolvieren und bestehen. Auf diese Weise gehen die Bildungsbeauftragten des Vereins Naturwerk sicher, dass der Inhalt verstanden und verinnerlicht wurden. Durch die aktive Repetition der Inhalte werden diese von den Zivis zudem auch besser verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert.
Zertifikat
Sobald die Lernkontrolle – diese muss so lange wiederholt werden, bis die maximale Punktzahl erreicht wurde – bestanden ist, wird ein Zertifikat generiert, das vom Zivi ausgedruckt und unterschrieben werden muss. Eine weitere Sicherheit für den Verein Naturwerk, um einer Versicherung im Schadensfall beweisen zu können, dass der Zivi in Sachen Sicherheit geschult wurde und die Inhalte verstanden hat.
Zusammengefasst aus der Sicht eines Zivis sieht der E-Learning Teil also in etwa so aus:
  1. Als Zivi erhalte ich im Aufgebot zu meinem Einsatz beim Verein Naturwerk eine Mail mit Infos zum Einsatz, dem Link zur Lernplattform des Vereins Naturwerk sowie dem Passwort, das ich benötige, um mich auf der Plattform zu registrieren.
  2. Nach der Registrierung logge ich mich ein und gelange mit Klick auf den entsprechenden Kursraum zur Einführungsschulung.
  3. Im Kursraum finde ich zu den insgesamt sieben Themen je ein Lernmodul und einen Test.
  4. Immer, wenn ich Lernmodul und Test zu einem Thema erfolgreich abgeschlossen und bestanden habe, wird ein Zertifikat generiert, das ich ausdrucke, unterschreibe und bei meinem ersten Einsatztag der Einsatzleiterin bzw. dem Einsatzleiter abgebe.
Wie das aussieht, erfahrt ihr hier.

E-Learning als sinnvolle Ergänzung

Viele mögen zu diesem Zeitpunkt monieren, dass eine Online-Schulung zu einer Maschine alleine nicht befähigt, diese auch sicher zu bedienen. Stimmt, sehe ich genau so! Wer mit einem Balkenmäher arbeitet, muss auch zwingend direkt am Gerät geschult werden. Doch gibt es einige triftige Gründe, warum es Sinn macht, die Einführung gezielt mit E-Learning anzureichern:

Effizienz

Zu einer sicheren Handhabung einer Maschine gehören nebst den konkreten Handgriffen auch viele theoretische Sicherheitsanweisungen wie Sicherheitsabstände, die korrekte Schutzausrüstung, der korrekte Treibstoff und so weiter. Um diese Grundlagen zu vermitteln, braucht es nicht die wertvolle Zeit einer Einsatzleiterin oder eines Einsatzleiters im Betrieb – diese können getrost ausgelagert werden und während den praktischen Schulungen kann man sich aufs Wesentliche konzentrieren. Gerade bei einem Betrieb, der wie der Verein Naturwerk eine hohe Fluktuation hat, kann so sehr viel Zeit gespart werden.

Schulungsnachweis

Da die Zivis zu jedem Thema einen Test bestehen und anschliessend ein Zertifikat unterschreiben müssen, auf dem steht, dass sie die Inhalte verstanden und sich entsprechend der Sicherheitsregeln verhalten werden, erhält der Verein Naturwerk einen validen Schulungsnachweis. Dieser kann dann wertvoll werden, wenn eine Versicherungsgesellschaft in einem Schadensfall den Arbeitgeber anprangert und beanstandet, er habe seine Schulungspflicht nicht wahrgenommen.

Skalierbarkeit

Einmal produziert können sämtliche Elemente der Online-Schulung (Lernplattform (LMS), Lernmodule (WBTs), Lernkontrollen, Zertifikate) einer beliebigen Anzahl Zivis zur Verfügung gestellt werden. Die laufenden Kosten halten sich sehr in Grenzen und bestehen in diesem konkreten Fall lediglich aus den jährlich anfallenden Hostinggebühren für die Lernplattform.

Zeitgeist

Der Begriff “Digitalisierung” ist in aller Munde und durchdringt sämtliche Bereiche des Lebens. Sich dem Zeitgeist der Mediennutzung in der Aus- und Weiterbildung vehement entgegenzustellen, wäre schade. Warum sich also selber nicht auch als fortschrittlichen Arbeitgeber mit modernen Lehr- und Lernmethoden von anderen abheben? Eben.

Systematik

In Spitzenzeiten starten beim Verein Naturwerk wöchentlich Zivildienstleistende. Und genau so oft müssen also die Schulungen durchgeführt werden. Dass bei dieser grossen Anzahl durchzuführenden Schulungen mal ein Sicherheitsaspekt vergessen gehen kann, ist menschlich. Mit den Lernmodulen schafft man einen systematischen Rahmen, der die allerwichtigsten Sicherheitsregeln abdeckt und bei dem wichtige Informationen nicht im Eifer des Gefechts untergehen können.

The Sky is the limit

Da ich ein Mensch bin und aufgrund der Peitsche, die ich in meinem Nacken spüre, weil bald Blog-Redaktionsschluss ist, habe ich mit Sicherheit noch viele weitere Mehrwerte vergessen, die E-Learning in dem beschriebenen und mit ihm vielen anderen Schulungsszenarien bietet. Trotzdem hoffe ich, euch mit diesem Beitrag ein klassisches E-Learning Szenario näher gebracht und euch zum Nachdenken angeregt zu haben. Nachdenken über einen Schulungsbedarf in eurem Umfeld, der sinnvoll mit E-Learning ergänzt oder gar durch E-Learning ersetzt werden könnte.
Und wenn ihr fündig geworden seid, dann ruft mich doch an. Ich bin immer gerne für euch da. Immer.
Herzlich,
Simon
ps. Ja, auch ich habe Zivildienst geleistet und bin froh, dass alle meine Finger noch dran sind.
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