#trendylicious: Micro Learning

Lesedauer

7 Minuten

Thema

Micro Learning

“In einer E-Learning Agentur arbeitest du? E-Learning haben wir bei uns auch. Jährlich diese 200 Folien durchklicken und am Schluss den Test so oft absolvieren, bis man ihn bestanden hat. Dann gibt auch endlich die Vorgesetzte Ruhe. Muss wohl sein, aber mir fehlen sowohl Zeit als auch Musse, um mich wirklich darauf einzulassen. Lerneffekt? Vielleicht so zwei, drei Hauptaussagen, die geblieben sind.“

Willkommen in meiner Welt! Nicht selten bekomme ich genau das zu hören, wenn mich Leute fragen – und das passiert in der Schweiz bekanntlich relativ schnell – wo ich arbeite. E-Learning Szenarien haben also oft nicht den allerbesten Ruf in meinem und wahrscheinlich auch in deinem Umfeld.

Warum ist das so? Ich sehe da verschiedene Gründe und möchte in diesem Blogbeitrag ein E-Learning Konzept vorstellen, das mit Sicherheit zu einer etwas positiveren Einstellung zum digitalen Lernen führt.

Doch zuerst will ich aus der einleitenden Aussage herauslesen, wie es überhaupt zu einer solchen Aussage kommt:

“… Jährlich diese 200 Folien durchklicken …”

Leider begegnen wir in der Praxis sehr häufig Lernprogrammen, die zu umfangreich und in der mediendidaktischen Aufbereitung sehr eintönig sind. Wenn die Klicks auf den Weiter-Button die einzige Interaktivität darstellen, der Medienmix nicht ausgewogen ist, die Bearbeitungszeit über eine Stunde beträgt und auch die Gestaltung zu wünschen übrig lässt, trägt ein Lernprogramm verständlicherweise zum eher schlechten Ruf von E-Learning bei. Oft liegt das aber nicht an einer inkompetenten E-Learning-Abteilung bzw. -Agentur sondern an den nicht optimalen Rahmenbedingungen. Kleine Budgets, veraltete Produktionsrichtlinien seitens Auftraggeberin oder ein eingeschränktes Zeitbudget sind die Killer für jedes E-Learning Projekt. Doch nicht nur für die Produktion, auch für das Bearbeiten der Lerneinheiten sind oft keine Gefässe vorhanden:

“… mir fehlen sowohl Zeit als auch Musse, um mich wirklich darauf einzulassen …”

Der Schweizer Verband für Weiterbildung hat diesen Punkt sogar statistisch erhoben. Der Zeitaufwand aller Arbeitnehmenden, den diese für Weiterbildungen aufwenden, beläuft sich im Schnitt auf 0,8% der gesamthaft geleisteten Arbeitsstunden in allen Unternehmen. Das sind 3.84 Minuten pro Tag. Und weil es die Energie der meisten Mitarbeitenden nun mal nicht zulässt, Überstunden zu leisten, um auf der einen Seite mit dem täglichen Workload fertig zu werden und auf der anderen Seite diese knapp 4 Minuten Weiterbildung erhöhen zu können, entsteht dieser Clinch. Die persönliche Weiterbildung muss hinten anstehen und wird – sobald sie zur Pflicht wird – als lästig empfunden.

Das Konzept

Das Konzept “Micro Learning” setzt genau bei der oft fehlenden Zeit zum Lernen sowie bei der immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne an. Es bezeichnet das Lernen in kurzen (Lern-)Häppchen, die idealerweise zwischen zwei und fünf Minuten dauern. Am Ende steht ein klares und definiertes Lernziel. Je nach Inhalt wird bei Micro Learning aus einer Vielfalt an möglichen Formaten gewählt: Kurzvideos, Infografiken, kleine Lernprogramme, Quizzes etc. Um das Potenzial dieser Lernmethode möglichst auszuschöpfen, sollten Multi-Device Formate gewählt werden, die sowohl auf Desktops, Laptops, Tablets und Smartphones genutzt werden können. Zudem sollten die Lerneinheiten einfach zugänglich gemacht werden und sich nicht hinter komplizierten Loginprozeduren und Suchen verstecken.

Mehrwerte Micro Learning

Didaktisch sinnvoll aufbereitete Micro Learning Einheiten haben für Mitarbeitende und Unternehmen viele Vorteile:

Flexibilität: Mikrolernen funktioniert immer und überall. Da sich die Mitarbeitenden nicht ganze Stunden blocken müssen, um eine Lerneinheit zu absolvieren, ist diese Form des Lernens sehr gut in den Arbeitsalltag integrierbar.

Just-in-time: Kleine Einheiten sind stets verfüg- und verdaubar. Wenn ich sie brauche, rufe ich sie ab.

Stand-alone vs. Serie: Micro Learning eignet sich nicht nur für eher banale Themen, die sich innerhalb von 5 Minuten vermitteln lassen. In vielen Szenarien werden komplexere Themen in mehrere in sich geschlossene Lernsequenzen gegliedert, die nacheinander absolviert werden können – dann, wenn die Zeit vorhanden ist.

Mediendidaktische Aufbereitung: Kurze Sequenzen lassen sich einfacher attraktiv, ja sogar spielerisch aufbereiten. Das aktiviert und sorgt für mehr Aufmerksamkeit beim Lernen.

Erfolgserlebnisse: Schnelle Erfolgserlebnisse und das Gefühl, schnell Fortschritte zu machen, führen zu mehr Lust am Lernen.

Aufmerksamkeit: Die Geschichte von der 8-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne mag wohl nicht ganz der Realität entsprechen. Aber wir sind uns einig, dass sie immer kürzer wird. Micro Learning ist eine gezielte Antwort auf diese menschliche Entwicklung.

Wirtschaftlichkeit: Kurze Lerneinheiten sind günstiger zu produzieren und auf den neuesten Stand zu bringen als ein komplettes Curriculum.

Kurzer Entwicklungszyklus: Die kürzere Produktionszeit hat nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Sie ermöglicht es, auf Trends einzugehen und das Wissen dann zu vermitteln, wenn es aktuell ist.

Anwendungsbeispiele

Um dem eher theoretischen Hintergrund von Micro Learning nun ein Gesicht zu geben, stelle ich euch im Folgenden drei Szenarien vor, für die sich Micro Learning besonders anbietet:

Softwareschulung: Wann war das letzte Mal, als du zuerst eine Anleitung komplett gelesen hast, bevor du dich an die Software gewagt hast? Eben! Und genau dieses Nutzerverhalten sprechen wir in diversen Softwareschulungen mit kurzen Lernhäppchen an. Der User findet auf einer gut strukturierten Übersicht viele Lerneinheiten zu den unterschiedlichsten Funktionalitäten der Software. So kann er die Software selbst entdecken und sobald er Hilfe benötigt, die entsprechende Lernsequenz anschauen.

Sortimentsschulung: Mitarbeitende auf der Ladenfläche sehen sich mit zwei Herausforderungen konfrontiert, die förmlich nach Micro Learning schreien. Erstens gibt es immer mal wieder Zeiten, zu denen sich keine Kundinnen und Kunden auf der Fläche befinden. Und zweitens sind Anpassungen am Sortiment an der Tagesordnung, was zu einem steten Schulungsbedarf führt. Warum nicht also kurze Lernsequenzen zu Produkten, Sortimenten, Technologien, Kundentypen etc. realisieren, die in ruhigen Zeiten im Kaffeeraum am Smartphone absolviert werden können? Genau das haben wir im letzten Jahr für ein grosses Schweizer Warenhaus getan. Und es funktioniert bestens. Einige Screenshots zu diesem Projekt findest du weiter unten.

Quizes: Quizzes gehören für uns mitunter zu den besten Formen der interaktiven Wissensvermittlung. Und sie eignen sich als Ergänzung zu fast allen Aus- und Weiterbildungsmassnahmen. Weshalb also nicht ergänzend zu einer umfangreichen Compliance-Schulung – in welcher Form auch immer diese stattgefunden hat – in regelmässigen Abständen ein reines Quiz verbreiten? So können die Mitarbeitenden das Wissen in kurzer Zeit auffrischen sowie Wissenslücken gezielt wieder schliessen.

Auch wenn es wie bei allen Formen der Wissensvermittlung auch für Micro Learning Grenzen gibt, sind die Möglichkeiten enorm. Und wenn du zu denen gehörst, die E-Learning mit dem assoziieren, was ich eingangs geschrieben habe, dann melde dich. Oder sende mir die Kontaktdaten der für E-Learning verantwortlichen Stelle in deinem Unternehmen ;-).

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#trend: Micro Learning

Autor: Simon

Lesedauer: 7 Minuten

Thema: Micro Learning

“In einer E-Learning Agentur arbeitest du? E-Learning haben wir bei uns auch. Jährlich diese 200 Folien durchklicken und am Schluss den Test so oft absolvieren, bis man ihn bestanden hat. Dann gibt auch endlich die Vorgesetzte Ruhe. Muss wohl sein, aber mir fehlen sowohl Zeit als auch Musse, um mich wirklich darauf einzulassen. Lerneffekt? Vielleicht so zwei, drei Hauptaussagen, die geblieben sind.”

Willkommen in meiner Welt. Nicht selten bekomme ich genau das zu hören, wenn mich Leute fragen – und das passiert in der Schweiz bekanntlich relativ schnell – wo ich arbeite. E-Learning Szenarien haben also oft nicht den allerbesten Ruf in meinem und wahrscheinlich auch in deinem Umfeld.


Warum ist das so? Ich sehe da verschiedene Gründe und möchte in diesem Blogbeitrag ein E-Learning Konzept vorstellen, das mit Sicherheit zu einer etwas positiveren Einstellung zum digitalen Lernen führt.

Doch zuerst will ich aus der einleitenden Aussage herauslesen, wie es überhaupt zu einer solchen Aussage kommt:

“… Jährlich diese 200 Folien durchklicken …”

Leider begegnen wir in der Praxis sehr häufig Lernprogrammen, die zu umfangreich und in der mediendidaktischen Aufbereitung sehr eintönig sind. Wenn die Klicks auf den Weiter-Button die einzige Interaktivität darstellen, der Medienmix nicht ausgewogen ist, die Bearbeitungszeit über eine Stunde beträgt und auch die Gestaltung zu wünschen übrig lässt, trägt ein Lernprogramm verständlicherweise zum eher schlechten Ruf von E-Learning bei. Oft liegt das aber nicht an einer inkompetenten E-Learning-Abteilung bzw. -Agentur sondern an den nicht optimalen Rahmenbedingungen. Kleine Budgets, veraltete Produktionsrichtlinien seitens Auftraggeberin oder ein eingeschränktes Zeitbudget sind die Killer für jedes E-Learning Projekt. Doch nicht nur für die Produktion, auch für das Bearbeiten der Lerneinheiten sind oft keine Gefässe vorhanden:

“… mir fehlen sowohl Zeit als auch Musse, um mich wirklich darauf einzulassen …”

Der Schweizer Verband für Weiterbildung hat diesen Punkt sogar statistisch erhoben. Der Zeitaufwand aller Arbeitnehmenden, den diese für Weiterbildungen aufwenden, beläuft sich im Schnitt auf 0,8% der gesamthaft geleisteten Arbeitsstunden in allen Unternehmen. Das sind 3.84 Minuten pro Tag. Und weil es die Energie der meisten Mitarbeitenden nun mal nicht zulässt, Überstunden zu leisten, um auf der einen Seite mit dem täglichen Workload fertig zu werden und auf der anderen Seite diese knapp 4 Minuten Weiterbildung erhöhen zu können, entsteht dieser Clinch. Die persönliche Weiterbildung muss hinten anstehen und wird – sobald sie zur Pflicht wird – als lästig empfunden.

“Das Konzept”

Das Konzept “Micro Learning” setzt genau bei der oft fehlenden Zeit zum Lernen sowie bei der immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne an. Es bezeichnet das Lernen in kurzen (Lern-)Häppchen, die idealerweise zwischen zwei und fünf Minuten dauern. Am Ende steht ein klares und definiertes Lernziel. Je nach Inhalt wird bei Micro Learning aus einer Vielfalt an möglichen Formaten gewählt: Kurzvideos, Infografiken, kleine Lernprogramme, Quizzes etc. Um das Potenzial dieser Lernmethode möglichst auszuschöpfen, sollten Multi-Device Formate gewählt werden, die sowohl auf Desktops, Laptops, Tablets und Smartphones genutzt werden können. Zudem sollten die Lerneinheiten einfach zugänglich gemacht werden und sich nicht hinter komplizierten Loginprozeduren und Suchen verstecken.

Mehrwerte Micro Learning

Didaktisch sinnvoll aufbereitete Micro Learning Einheiten haben für Mitarbeitende und Unternehmen viele Vorteile:
Flexibilität: Mikrolernen funktioniert immer und überall. Da sich die Mitarbeitenden nicht ganze Stunden blocken müssen, um eine Lerneinheit zu absolvieren, ist diese Form des Lernens sehr gut in den Arbeitsalltag integrierbar.
Just-in-time: Kleine Einheiten sind stets verfüg- und verdaubar. Wenn ich sie brauche, rufe ich sie ab.
Stand-alone vs. Serie: Micro Learning eignet sich nicht nur für eher banale Themen, die sich innerhalb von 5 Minuten vermitteln lassen. In vielen Szenarien werden komplexere Themen in mehrere in sich geschlossene Lernsequenzen gegliedert, die nacheinander absolviert werden können – dann, wenn die Zeit vorhanden ist.
Mediendidaktische Aufbereitung: Kurze Sequenzen lassen sich einfacher attraktiv, ja sogar spielerisch aufbereiten. Das aktiviert und sorgt für mehr Aufmerksamkeit beim Lernen.
Erfolgserlebnisse: Schnelle Erfolgserlebnisse und das Gefühl, schnell Fortschritte zu machen, führen zu mehr Lust am Lernen.
Aufmerksamkeit: Die Geschichte von der 8-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne mag wohl nicht ganz der Realität entsprechen. Aber wir sind uns einig, dass sie immer kürzer wird. Micro Learning ist eine gezielte Antwort auf diese menschliche Entwicklung.
Wirtschaftlichkeit: Kurze Lerneinheiten sind günstiger zu produzieren und auf den neuesten Stand zu bringen als ein komplettes Curriculum.
Kurzer Entwicklungszyklus: Die kürzere Produktionszeit hat nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Sie ermöglicht es, auf Trends einzugehen und das Wissen dann zu vermitteln, wenn es aktuell ist.

Anwendungsbeispiele

Um dem eher theoretischen Hintergrund von Micro Learning nun ein Gesicht zu geben, stelle ich euch im Folgenden drei Szenarien vor, für die sich Micro Learning besonders anbietet:
Softwareschulung: Wann war das letzte Mal, als du zuerst eine Anleitung komplett gelesen hast, bevor du dich an die Software gewagt hast? Eben! Und genau dieses Nutzerverhalten sprechen wir in diversen Softwareschulungen mit kurzen Lernhäppchen an. Der User findet auf einer gut strukturierten Übersicht viele Lerneinheiten zu den unterschiedlichsten Funktionalitäten der Software. So kann er die Software selbst entdecken und sobald er Hilfe benötigt, die entsprechende Lernsequenz anschauen.
Sortimentsschulung: Mitarbeitende auf der Ladenfläche sehen sich mit zwei Herausforderungen konfrontiert, die förmlich nach Micro Learning schreien. Erstens gibt es immer mal wieder Zeiten, zu denen sich keine Kundinnen und Kunden auf der Fläche befinden. Und zweitens sind Anpassungen am Sortiment an der Tagesordnung, was zu einem steten Schulungsbedarf führt. Warum nicht also kurze Lernsequenzen zu Produkten, Sortimenten, Technologien, Kundentypen etc. realisieren, die in ruhigen Zeiten im Kaffeeraum am Smartphone absolviert werden können? Genau das haben wir im letzten Jahr für ein grosses Schweizer Warenhaus getan. Und es funktioniert bestens. Einige Screenshots zu diesem Projekt findest du weiter unten.
Quizzes: Quizzes gehören für uns mitunter zu den besten Formen der interaktiven Wissensvermittlung. Und sie eignen sich als Ergänzung zu fast allen Aus- und Weiterbildungsmassnahmen. Weshalb also nicht ergänzend zu einer umfangreichen Compliance-Schulung – in welcher Form auch immer diese stattgefunden hat – in regelmässigen Abständen ein reines Quiz verbreiten? So können die Mitarbeitenden das Wissen in kurzer Zeit auffrischen sowie Wissenslücken gezielt wieder schliessen.
Auch wenn es wie bei allen Formen der Wissensvermittlung auch für Micro Learning Grenzen gibt, sind die Möglichkeiten enorm. Und wenn du zu denen gehörst, die E-Learning mit dem assoziieren, was ich eingangs geschrieben habe, dann melde dich. Oder sende mir die Kontaktdaten der für E-Learning verantwortlichen Stelle in deinem Unternehmen ;-).
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